Der Ruhestand ist für die meisten Menschen ein beunruhigendes Thema, vor allem weil oft unklar ist, was einen erwartet. Es wird immer wieder betont, dass neben der gesetzlichen Rente auch die private Altersvorsorge von Bedeutung ist. Eine sinnvolle Organisation der eigenen Altersvorsorge erfolgt am besten in fünf Schritten.
1. Bestimmen Sie die Höhe Ihrer gesetzlichen Rente
Zuallererst sollten Arbeitnehmer ermitteln, mit welcher Höhe an Rente sie rechnen können. Die gesetzliche Rente bildet das Fundament für die weitere Planung der Altersvorsorge. Arbeitnehmer, die bereits fünf Jahre in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt und ein Mindestalter von 27 Jahren erreicht haben, erhalten jährlich eine Renteninformation mit einer Hochrechnung ihrer Rentenansprüche. Diese Informationen lassen sich auch direkt bei der Rentenversicherung anfordern.
Die Höhe der Rente hängt von verschiedenen Faktoren ab, die Deutsche Rentenversicherung berechnet die Rente anhand von sogenannten Rentenpunkten. Die Anzahl der Rentenpunkte ist abhängig vom Einkommen und den Beiträgen zur Rentenversicherung. Auch Kindererziehungs- und Ausbildungszeiten spielen eine Rolle. Die genaue Berechnung der Rente, bei der alle Faktoren einfließen, gestaltet sich kompliziert. Die folgende Formel bietet eine grobe Orientierung:
Monatsgehalt (brutto) : 100 x Arbeitsjahre = Rente
Beispiel:
Ein 27-jähriger Arbeitnehmer verdient im Monat 3.000 Euro brutto und möchte herausfinden, wie hoch seine Rente mit 67 Jahren ausfallen wird. Er ist bereits seit zwei Jahren voll berufstätig. Bei einer voraussichtlichen Arbeitszeit von 42 Jahren berechnet er seine Rente folgendermaßen:
3.000 Euro : 100 x 42 Jahre = 1.260 Euro Rente pro Monat
Allerdings ist zu beachten, dass Renten teilweise kranken- und pflegeversicherungspflichtig sind, und im Ruhestand fallen auch Steuern an. Zudem setzt diese Rechnung voraus, dass der Arbeitnehmer während seiner 42 Arbeitsjahre kontinuierlich ein Bruttomonatsgehalt von 3.000 Euro hatte.
2. Ermitteln Sie die Höhe Ihrer Rentenlücke
Nachdem man herausgefunden hat, wie hoch die voraussichtliche Rente sein wird, kann man leicht berechnen, wie groß die individuelle Rentenlücke ist.
Zunächst muss geschätzt werden, wie viel Geld im Alter benötigt wird. Eine genaue Aufstellung der zu erwartenden Kosten ist dabei entscheidend. Miete, Lebensmittel, Kleidung, Freizeitaktivitäten, Reisen, Versicherungen, Arztkosten und andere Ausgaben müssen weiterhin gedeckt werden. Zudem ist es beruhigend, wenn im Alter noch Raum für finanzielle Rücklagen besteht. Es ist wichtig, die Kosten nicht zu optimistisch zu kalkulieren – besser etwas zu hoch als zu niedrig. Wenn man seinen monatlichen Bedarf kennt und ungefähr weiß, wie viel Rente man erhalten wird, kann die Rentenlücke wie folgt berechnet werden:
Bedarf - gesetzliche Rente = Rentenlücke
Angenommen, man möchte im Ruhestand monatlich 1.500 Euro zur Verfügung haben, aber die gesetzliche Rente beträgt nur 1.200 Euro. Dann ergibt sich eine Rentenlücke von 300 Euro.
3. Bestimmen Sie den Sparbetrag, um die Rentenlücke zu schließen
Wenn die vorherige Berechnung zeigt, dass keine Rentenlücke besteht, ist private Altersvorsorge nicht unbedingt erforderlich. Bei vorhandener Rentenlücke sollte man jedoch zusätzlich vorsorgen. Folgende Formel zeigt, wie viel monatlich gespart werden muss:
Rentenjahre x Rentenlücke : Jahre bis zur Rente = monatlicher Sparbetrag
Angenommen, man geht mit 67 Jahren in Rente und wird 90 Jahre alt. Der Ruhestand dauert somit 23 Jahre. Wenn man mit 40 Jahren beginnt, zusätzlich vorzusorgen, bleiben einem bis zur Rente 27 Jahre. Um die Rentenlücke von 300 Euro zu schließen, muss man also monatlich 255 Euro zurücklegen: 23 x 300 : 27 = 255.
Frühes Beginnen mit dem Sparen reduziert die monatliche Belastung erheblich. Wenn man mit 30 Jahren statt mit 40 Jahren mit der privaten Altersvorsorge beginnt, beträgt der monatliche Sparbetrag nur etwa 190 Euro.
4. Finden Sie die passende Altersvorsorge
Sobald feststeht, wie hoch die Rentenlücke ist und welcher Sparbetrag ausreicht, um sie zu schließen, kann die private Altersvorsorge konkret geplant werden. Dabei sollten staatliche Förderungen, Arbeitgeberzuschüsse und renditestarke Geldanlagen berücksichtigt werden. Es gibt verschiedene Möglichkeiten:
- Riester-Rente
- Rürup-Rente
- Betriebliche Altersvorsorge
- Private Rentenversicherung
- Kapitalbildende Lebensversicherung
- Fondssparplan mit Aktien
- Andere Geldanlagen (z. B. Immobilien, Holzinvestment, Crowdinvestment)
Da es viele unterschiedliche Modelle gibt, ist es wichtig, sich intensiv mit dem Thema zu beschäftigen und professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen.
5. Überprüfen Sie Ihre Altersvorsorge regelmäßig
Nachdem man sich für eine private Altersvorsorge entschieden und einen entsprechenden Vertrag abgeschlossen hat, sollte man die Altersvorsorge nicht aus den Augen verlieren. Es ist wichtig, regelmäßig zu überprüfen, ob die ursprüngliche Rechnung noch aufgeht. Die voraussichtliche Rente und der Bedarf im Alter sollten regelmäßig verglichen werden, um festzustellen, ob die zusätzliche Vorsorge ausreicht, um die Rentenlücke zu schließen. Bei frühzeitiger Feststellung einer Unstimmigkeit können Versicherte entsprechend reagieren und ihre Altersvorsorge anpassen.
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